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- 6. Juli 2008
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Moin!
Da das Thema in letzter Zeit öfters mal vorkam und auch in Zukunft öfter mal gefragt werden wird...
Daher habe ich mal eine kleine Bilderstory zum zerlegen der Antriebswellen erstellt. Es geht hier erstmal nur um die linke Antriebswelle. Die rechte mit der Zwischenwelle folgt in Kürze.
Vielen Dank auch an Julien aka "yv85", die die Antriebswelle für diese Story stellte
Den Ausbau der Antriebswelle reisse ich nur kurz an, da es hier im Forum schon öfters besprochen wurde.
Zum ausbauen der Welle:
Man brauchst eine 30er Vielzahnnuss, am besten eine Kraftnuss/lang, die auch was aushält. Die kurzen sind oftmals zu kurz, so das man gegen die Welle kommt und die Nuss nicht akkurat sitzt.
Dann braucht man eine stabile alte Knarre (oder alten Drehmomentschlüssel den man nicht mehr braucht) mit möglichst kurzem oder gar keinem Verlängerungsaufsatz am Antrieb (wenn die Langnuss lang genug ist). Es muss so kurz wie möglich sein, weil man eine Menge Kraft draufgeben wird, und lange Verlängerungsgebilde mit vielen Trennstellen zu instabil werden und man die Kraft nicht perfekt drauf geben kann und die Verbindungen auch gerne mal reissen! Normalerweise macht man sowas nicht mit Knarren oder Drehmomentschlüsseln, weil diese dadurch überlastet werden und Schaden nehmen können, da das Losbrechmoment weit über dem Anzusgdrehmoment liegt, welches die Knarren normalerweise nur abkönnen. Auch Fein- und Grobverzahnung spielt eine Rolle. Wenn die Knarre knackt macht, hat man sie geschrottet.
Es gibt für sowas spezielle extrem massive und lange Drehgriff Gelenk Verlängerungen, die extrem viel Drehmoment abkönnen! Auch LKW Radkreuze mit Standfuss eignen sich für sowas hervorragend.
Das Optimum ist logischerweise ein entsprechend dimensionierter Schlagschrauber. Klarer Fall.
Dann braucht man eine amtliche Verlängerung. Am besten ein Meter Rohr, das man über die Knarre stecken kann. Denn Hebel ist alles!
Vorher muss man die Nut der Wellenmutter aufschlagen. Und zwar richtig...sonst macht man mit der Mutter beim abdrehen das Gewinde der Welle kaputt!
Vorher noch alles abbürsten, Mit Rostlöser einsprühen, heiss machen, etc...Bei entsprechendem Verrostungsgrad würde ich sogar einen Zopfbürstenaufsatz oder Bürstenaufsatz für Flex oder Bohrmaschine vorschlagen, das alle Angrifsspunkte für die Nuss sauber sind und sie perfekt sitzt. Viel Spass, wenn sie so ausschaut:
Naja und dann heisst es GERADE ansetzen und ordentlich ziehen. Natürlich alles bei noch montiertem Rad in abgebocktem Zustand! (Bremse treten lassen von einem Helfer kann man machen - ist allerdings wegen der Scherkräfte nicht empfohlen - aber naja...). Räder hinten sichern ist dazu auch nochmal sicherer.
Sollte man die Mutter abbekommen haben kann man alles aufbocken und die drei Schrauben/Muttern des Traggelenks vom unteren Querlenker lösen und den Lenker nach unten aushaken. Dann kann man den Schenkel einlenken bzw zur Seite ziehen und die Welle mit einem Schonhammer leicht aus der Radnabe hauen (nicht mit einem Metallhammer direkt aufs Gewinde der Welle kloppen...wenn nur mit der alten Mutter drauf).
Sollte die Wellenverzahnung nicht aus dem Radlagergehäuse rausgehen, eignet sich ein Druckluftmeissel ohne Aufsatz, um die Welle rauszuvibrieren. Hat man sowas nicht zur Hand, ein paar abwechselnde Hammerschläge auf die Scheibe umd die Verspannung zu lösen. Auch zum austreiben der Welle gibt es natürlich spezielle Abzieher.
Falls man es das erste mal macht, wird man richtig fluchen, was für eine Sauerei das ist! Vor allem mit dem Fett. Viel Bremsenreiniger und viele fusselfreie Tücher sind Pflicht.
Eine neue Wellenmutter sollte man auch verbauen...Teilenummer 90177-22001.
Die Welle der Fahrerseite rückt man dann mit einem Ausrücker oder Gleithammer aus dem Getriebe aus. Nicht wie bekloppt an der Welle ziehen.
Beim ausrücken kommt das nächste kleine Problem:
Der Wellendichtring im Differentialgehäuse. Dieser wird fast immer undicht wenn man die Antriebswelle rauszieht. Manchmal kann man ihn retten, wenn man die Welle am Aussengelenkgehäuse rausschlägt oder mit einem Gleithammer ausrückt. Wenn man mit einem breiten Schlitzschraubenzieher oder Stemmeisen zwischen Gelenk und Differential ansetzt und dabei nicht aufpasst, geht der Wellendichtring definitiv kaputt.
Der Wellendichtring ist nicht heile zu demontieren. Zum eintreiben eigent sich ein Spezialwerkzeug. Er muss auf die EXATKE Eintreibetiefe gebracht werden. Nicht zu weit und nicht zu kurz.
Diese Ringe sollte man nur original nehmen, weil es im Zubehör oft Probleme mit der Passigkeit gibt.
Zerlegen:
Hat man sie dann ausgebaut, geht es ans zerlegen. Dazu vorab eine Info:
Aussengelenk: Alles in allem ist es nicht so ganz einfach wie bei anderen Autos, das Aussengelenk zu tauschen. Meist wird es beim Versuch, es abzutreiben, zerstört bzw. vor allem das Wellenprofil der Gelenkwelle.
In der Regel macht man bei Toyota also alles über die innere Seite, also auch Achsmanschettenwechsel am Aussengelenk. Bei Tripodengelenken innen wird der Stummel im Getriebe stecken gelassen und die Welle mit dem Tripod einfach aus dem Stummel gezogen. Bei Kugel-Gleichlaufverschiebegelenken (ähnlich Rzeppa Gelenken) der Celica wird aber die Welle in aller Regel ganz herausgenommen und das Innengelenk mit samt Käfig, Kugeln und Innenring abmontiert. Prinzipiell kann man den Stummel auch im eingebauten Zustand im Getriebe stecken lassen und die Welle mit dem Gelenk aus dem Stummel ziehen. Dann erspart man sich die Geschichte mit dem eventuell undichten Wellendichtring komplett, weil der Teil unberührt bleibt.
Allerdings ist es extrem fummelig, die Kugeln mit dem Käfig zusammen in eingebautem Zustand des Stummels am Getriebe, wieder dort hineinzubekommen. Ihr werdet gleich sehen, was ich meine. Das würde dann so aussehen, wenn man den Stummel der Welle im Getriebe stecken lässt, und einfach die Welle mit dem Innenleben aus dem Stummel zieht:
Man kann danach sogar das Innengelenk unzerlegt lassen, wenn man das Aussengelenk abziehen möchte. Ich zeige ich Euch hier auch wie das geht, obwohl es nicht vorgesehen ist (zeige Euch aber auch das komplette zerlegen beider Gelenke)
So nun gehts aber los.
Um die Welle gehts:
Hier schneide ich die Schellen der Innengelenkmanschette auf und entferne sie:
Die Achsmanschette schiebe ich nach hinten:
Und reinige alles erstmal:
Hier bringe ich eine Richtmarkierung mit einem Edding auf. Denn wenn man Käfig, Innenring und Stummel nicht wieder so ansetzt wie es war, passt es nicht mehr zusammen:
Der Sicherungsring wird vom Stummel entfernt:
Jetzt ziehe ich den Stummel vom Gelenk ab:
Und reinige wieder alles (Die Kugeln können runterfallen - also aufpassen):
Die 6 Kugeln entnehme ich jetzt mit einem Magneten und kann dann den Käfig nach hinten schieben:
Entfernung des stirnseitigen Sicherungsrings:
Jetzt setze ich einen Holzklotz am Innenring an und treibe ihn mit einem Hammer vom Profil runter (über Kreuz schlagen - also immer mal umsetzen). Dann habe ich den Innenring und den Käfig frei:
Die Welle sollte man jetzt noch nicht sauber machen, da man das Fett noch benötigt. Denn darüber flutscht man dann den Dynamikdämpfer von der Welle runter. Man entfernt vorher noch die Schelle vom Dynamikdämpfer und zieht ihn dann runter (falls er zu fest sitzt, sprüht man etwas Silikonspray unter den Dämpfer). Hat man ihn runter, kann man die Welle schön reinigen:
Der Dynamikdämpfer der Welle sollte bei solch einer Aktion gleich mit erneuert werden, wenn er schon porös ausschaut. So wie hier z.B.:
Nun kann man ans Aussengelenk gehen. Hier auch wieder die Schellen entfernen:
Und Manschette abziehen und reinigen:
Nun die Sache mit dem Abtreiben des Aussengelenks. Also leider ist es wie gesagt sehr oft so, das man etwas dabei beschädigt. Daher empfehle ich auch nach wie vor, Achsmanschetten des Aussengelenks über das Innengelenk zu tauschen. Solltet ihr aber ein defektes Aussengelenk entfernen müssen, kann man es natürlich auch so tun, wie ich jetzt. Wenn man geübt ist, bekommt man das Aussengelenk heil und sogar ohne Schlagspuren an Welle oder Gelenk problemlos herunter. Man kann natürlich auch entsptrechendes Ausrückwerkzeug und Abziehwerkzeug nutzen - damit kann man zumindest das Risiko einer Beschädigung des Wellenprofils reduizieren. ALso entsprechender Gleithammer, Presswerkzeug mit Trennmesser, etc.
Ich setze einen Austreiber am stabilen Innenring des Gelenkes an und schlage 4 gezielte Kräftige Schläge auf den Innenring. Und auch hier wieder über Kreuz. Ich setze also 4 mal an anderen Stellen an:
Und dann bekommt man das Gelenk auch herunter:
Es gibt auch noch die Variante, wenn man eh ein neues Gelenk verbauen möchte, aber Angst hat, das Wellenprofil zu beschädigen, das man den Käfig mit einem Meissel einschlägt, zertrümmert und die Kugeln herausholt und anschliessend den Innenring abflext...nunja...geht auch...aber wie ich finde, nicht nötig.
Den alten Sicherungsring kann man abhebeln:
Dann kann man die Welle reinigen. Man sollte sich markieren, wo innen und aussen ist. Allerdings erkennt man es auch am Profil. Das Profil für das Innengelenk ist länger als für das Aussengelenk. Beim reinigen immer überall aufpassen, das man die Richtmarkierung, die man sich gesetzt hat, nicht wegwischt. Sollte man das alte Aussengelenk wieder verwenden, sollte man nicht unbedingt direkt den Bremsenreiniger in das Gelenk sprühen, sonst kann es verdünnen/vermengen. Denn man bekommt es eh nicht ganz sauber. Daher lieber nur mit einem Bremsenreiniger getränkten Tuch abwischen und reinigen:
Thema Achsmanschetten:
Die originalen Toyota Achsmanschetten für die Aussengelenke sind EXTREM robust und langlebig. Das liegt daran, das diese Manschetten nicht aus Gummi sind, wie bei vielen anderen Herstellern oder aus dem Zubehör. Sie sind aus TE (PEEST). Das ist ein thermoplastisches Elastomer. Genauer: Polyetherester. Es ähnelt mehr Kunststoff als Gummi. Das merkt man sehr gut, wenn man die Manschette innendrin mal anfasst. Man sieht es hier auch schön, das es eher Plaste ist:
Daher empfehle ich auch unbedingt einen originalen Achsmanschettensatz von Toyota, wenn ihr Wert auf Langlebigkeit legt. Die inneren Manschetten sind allerdings aus Gummi - allerdings sehr stabil. Aus "CR" Chloropren Kautschuk. Da am Innengelenk ja kaum Bewegung ist und erst recht keine Dehnung durch Lenkbewegungen wie am Aussengelenk, halten aber auch die inneren entsprechend lange. Es gibt n atürlich auch die beliebten Spriezmanschetten, die man mit einem Druckluftspreizer oder einem Kegel spreizen kann und man dafür weder Antrienbswelle ausbauen, noch das Gelenk abziehen muss. Aber die Langlebligkeit dieser Manschetten und auch der Klebemanschetten (sind offen und werden ums Gelenk gelegt und verklebt) kommt nicht an die der originalen heran.
Nun wieder rückwärts das ganze.
Hat man neue Manschetten, Sicherungsringe, Schellen und Fett kann man die Welle wieder zusammenbauen.
Es geht beim Aussengelenk los: Kleine Schelle und die Achsmanschette auf die Welle drauf und die Achsmanschette schonmal an den entsprechenden Anschlag ausrichten wo sie nacher befestigt wird:
Genau bis an diese Stelle wird sie geschoben:
Neuer Sicherungsring wird eingesetzt:
Nun ein kleiner Trick. Die jenigen, die schonmal ein Aussengelenk getauscht haben, wissen, was ich meine. Das Auftreiben des Gelenks kann durch den Sicherungsring manchmal schwierig sein. Manchmal verkantet er sich, manchmal rutscht er über die Nut.
Da gibt es einen Trick, mit dem man das alles verhindern kann. Man zieht eine Schlauchschelle über dem Ring leicht an, sodass er runtergedrückt wird, aber die Schelle noch bewegt werden kann:
Nun kann man nämlich das Gelenk gerade auf die Verzahnung ansetzen und das Gelenk wird dann die Schlauchschelle nach hinten verdrängen und dabei über den Sicherungsring rutschen.
Man treibt also das Gelenk mit einem Schonhammer oder einem Schutz (z.B. mit der Wellenmutter auf dem Gelenk) wieder auf die Welle (Nicht zu stark schlagen, da sonst das Gewinde gestaucht, also beschädigt werden kann):
Die Schlauchschelle schraubt man wieder ab:
Jetzt kann das Gelenk wieder mit Fett befüllt werden (das Gelenk immer ringsrum mit der Hand komplett einschmieren):
Zum Thema Fett....es könnte ja alles einfach sein...aber jeder Hersteller backt da halt seine eigenen Brötchen. Toyota liefert für seine Gelenke spezielle Fette mit. Und zwar für jedes Gelenk ein anderes. Für das Aussengelenk eine Sorte (schwarz) und für das Innengelenk ebenfalls eine spezielle Sorte (grau). Es gibt für die unterschiedlichen Gelenkbauarten auch die unterschiedlichsten Fette von Toyota. Gelb, schwarz, braun, garu, etc...
Hier mal ein Beispiel von verschiedenen OEM Toyota Gelenkfetten:
Das passende Fett ist aber in den Achsmanschettensätzen von Toyota mit dabei.
Das Aussengelenk wird mit dem schwarzen Fett befüllt. Und zwar zwischen 115-135 gramm. Einen Teil aufs Gelenk und schön verteilen, dabei auch ruhig etwas auslenken. Und den anderen Teil in die Manschette.
Dann kann die Achsmanschette mit den Schellen geschlossen werden. Entweder mit spezieller Oetiker Schellen Zange oder einer Kneifzange:
Nun gehts wieder ans Innengelenk: Als erstes aber den Dynamikdämpfer innen etwas mit Silikonspray einsprühen, auf die Welle schieben und mit einer Schelle befestigen:
Dann die kleine Schelle der Manschette und die Manschette selber auf die Welle stecken. Und auch der Käfig kann wieder drauf (mit der kleinen Seite Richtung Aussengelenk zeigend:
Jetzt wird der Innenring wieder auf das Profil getrieben. Aber vorher auf die Richtmarkierung ausgerichtet:
Erst soweit es geht mit einem Schonhammer:
Dann wieder mit einem Holzklotz:
Neuen Sicherungsring dran:
Nun werden die Kugeln wieder eingesetzt. Vorher einfetten, damit sie nicht wieder aus dem Käfig fallen, sondern daran kleben bleiben. Der Käfig ist auch wieder auf die Richtmarkierungen ausgerichtet:
Schonmal etwas von dem grauen Fett an die Wände des Stummels schmieren und auch schonmal auf das Gelenk:
Jetzt kann man den Stummel auch wieder mit der Ausrichtung auf dem Strich ansetzen und das ganze Gelenk flutscht wieder hinein:
Neuen Sicherungsring einsetzen:
Und mit dem grauen Fett befüllen. 100-120 gramm. Einen Teil wieder ums Gelenk, und einen Teil in die Manschette:
Manschette an den Anschlag ausrichten, wo sie befestigt wird:
Und beide Schellen wieder festziehen:
Damit wäre sie dann wieder komplett:
Der Einbau sollte selbsterklärend sein. Der Sicherungsring auf dem Stummel sollte erneuert werden und das Profil sollte man leicht mit Fett bestreichen, bevor man es wieder ins Radlagergehäuse steckt. Drehmoment der Wellenmutter ist 216Nm.
Die Beifahrerseite kommt wie gesagt die Tage.
Noch ein paar Teilenummern der Kleinteile:
Wellenmutter: 90177-22001
Sprengring Innengelenk zum Getriebe: 90521-27005
Sicherungsring (Seeger-Ring) Welle innen stirnseitig: 90520-25034
Sprengring gross Innengelenk: 90521-79001
Dynamikdämpfer: 43474-12080 (teuer 70 EUR)
Gruß
Ben
Da das Thema in letzter Zeit öfters mal vorkam und auch in Zukunft öfter mal gefragt werden wird...
Daher habe ich mal eine kleine Bilderstory zum zerlegen der Antriebswellen erstellt. Es geht hier erstmal nur um die linke Antriebswelle. Die rechte mit der Zwischenwelle folgt in Kürze.
Vielen Dank auch an Julien aka "yv85", die die Antriebswelle für diese Story stellte
Den Ausbau der Antriebswelle reisse ich nur kurz an, da es hier im Forum schon öfters besprochen wurde.
Zum ausbauen der Welle:
Man brauchst eine 30er Vielzahnnuss, am besten eine Kraftnuss/lang, die auch was aushält. Die kurzen sind oftmals zu kurz, so das man gegen die Welle kommt und die Nuss nicht akkurat sitzt.
Dann braucht man eine stabile alte Knarre (oder alten Drehmomentschlüssel den man nicht mehr braucht) mit möglichst kurzem oder gar keinem Verlängerungsaufsatz am Antrieb (wenn die Langnuss lang genug ist). Es muss so kurz wie möglich sein, weil man eine Menge Kraft draufgeben wird, und lange Verlängerungsgebilde mit vielen Trennstellen zu instabil werden und man die Kraft nicht perfekt drauf geben kann und die Verbindungen auch gerne mal reissen! Normalerweise macht man sowas nicht mit Knarren oder Drehmomentschlüsseln, weil diese dadurch überlastet werden und Schaden nehmen können, da das Losbrechmoment weit über dem Anzusgdrehmoment liegt, welches die Knarren normalerweise nur abkönnen. Auch Fein- und Grobverzahnung spielt eine Rolle. Wenn die Knarre knackt macht, hat man sie geschrottet.
Es gibt für sowas spezielle extrem massive und lange Drehgriff Gelenk Verlängerungen, die extrem viel Drehmoment abkönnen! Auch LKW Radkreuze mit Standfuss eignen sich für sowas hervorragend.
Das Optimum ist logischerweise ein entsprechend dimensionierter Schlagschrauber. Klarer Fall.
Dann braucht man eine amtliche Verlängerung. Am besten ein Meter Rohr, das man über die Knarre stecken kann. Denn Hebel ist alles!
Vorher muss man die Nut der Wellenmutter aufschlagen. Und zwar richtig...sonst macht man mit der Mutter beim abdrehen das Gewinde der Welle kaputt!
Vorher noch alles abbürsten, Mit Rostlöser einsprühen, heiss machen, etc...Bei entsprechendem Verrostungsgrad würde ich sogar einen Zopfbürstenaufsatz oder Bürstenaufsatz für Flex oder Bohrmaschine vorschlagen, das alle Angrifsspunkte für die Nuss sauber sind und sie perfekt sitzt. Viel Spass, wenn sie so ausschaut:
Naja und dann heisst es GERADE ansetzen und ordentlich ziehen. Natürlich alles bei noch montiertem Rad in abgebocktem Zustand! (Bremse treten lassen von einem Helfer kann man machen - ist allerdings wegen der Scherkräfte nicht empfohlen - aber naja...). Räder hinten sichern ist dazu auch nochmal sicherer.
Sollte man die Mutter abbekommen haben kann man alles aufbocken und die drei Schrauben/Muttern des Traggelenks vom unteren Querlenker lösen und den Lenker nach unten aushaken. Dann kann man den Schenkel einlenken bzw zur Seite ziehen und die Welle mit einem Schonhammer leicht aus der Radnabe hauen (nicht mit einem Metallhammer direkt aufs Gewinde der Welle kloppen...wenn nur mit der alten Mutter drauf).
Sollte die Wellenverzahnung nicht aus dem Radlagergehäuse rausgehen, eignet sich ein Druckluftmeissel ohne Aufsatz, um die Welle rauszuvibrieren. Hat man sowas nicht zur Hand, ein paar abwechselnde Hammerschläge auf die Scheibe umd die Verspannung zu lösen. Auch zum austreiben der Welle gibt es natürlich spezielle Abzieher.
Falls man es das erste mal macht, wird man richtig fluchen, was für eine Sauerei das ist! Vor allem mit dem Fett. Viel Bremsenreiniger und viele fusselfreie Tücher sind Pflicht.
Eine neue Wellenmutter sollte man auch verbauen...Teilenummer 90177-22001.
Die Welle der Fahrerseite rückt man dann mit einem Ausrücker oder Gleithammer aus dem Getriebe aus. Nicht wie bekloppt an der Welle ziehen.
Beim ausrücken kommt das nächste kleine Problem:
Der Wellendichtring im Differentialgehäuse. Dieser wird fast immer undicht wenn man die Antriebswelle rauszieht. Manchmal kann man ihn retten, wenn man die Welle am Aussengelenkgehäuse rausschlägt oder mit einem Gleithammer ausrückt. Wenn man mit einem breiten Schlitzschraubenzieher oder Stemmeisen zwischen Gelenk und Differential ansetzt und dabei nicht aufpasst, geht der Wellendichtring definitiv kaputt.
Der Wellendichtring ist nicht heile zu demontieren. Zum eintreiben eigent sich ein Spezialwerkzeug. Er muss auf die EXATKE Eintreibetiefe gebracht werden. Nicht zu weit und nicht zu kurz.
Diese Ringe sollte man nur original nehmen, weil es im Zubehör oft Probleme mit der Passigkeit gibt.
Zerlegen:
Hat man sie dann ausgebaut, geht es ans zerlegen. Dazu vorab eine Info:
Aussengelenk: Alles in allem ist es nicht so ganz einfach wie bei anderen Autos, das Aussengelenk zu tauschen. Meist wird es beim Versuch, es abzutreiben, zerstört bzw. vor allem das Wellenprofil der Gelenkwelle.
In der Regel macht man bei Toyota also alles über die innere Seite, also auch Achsmanschettenwechsel am Aussengelenk. Bei Tripodengelenken innen wird der Stummel im Getriebe stecken gelassen und die Welle mit dem Tripod einfach aus dem Stummel gezogen. Bei Kugel-Gleichlaufverschiebegelenken (ähnlich Rzeppa Gelenken) der Celica wird aber die Welle in aller Regel ganz herausgenommen und das Innengelenk mit samt Käfig, Kugeln und Innenring abmontiert. Prinzipiell kann man den Stummel auch im eingebauten Zustand im Getriebe stecken lassen und die Welle mit dem Gelenk aus dem Stummel ziehen. Dann erspart man sich die Geschichte mit dem eventuell undichten Wellendichtring komplett, weil der Teil unberührt bleibt.
Allerdings ist es extrem fummelig, die Kugeln mit dem Käfig zusammen in eingebautem Zustand des Stummels am Getriebe, wieder dort hineinzubekommen. Ihr werdet gleich sehen, was ich meine. Das würde dann so aussehen, wenn man den Stummel der Welle im Getriebe stecken lässt, und einfach die Welle mit dem Innenleben aus dem Stummel zieht:
Man kann danach sogar das Innengelenk unzerlegt lassen, wenn man das Aussengelenk abziehen möchte. Ich zeige ich Euch hier auch wie das geht, obwohl es nicht vorgesehen ist (zeige Euch aber auch das komplette zerlegen beider Gelenke)
So nun gehts aber los.
Um die Welle gehts:
Hier schneide ich die Schellen der Innengelenkmanschette auf und entferne sie:
Die Achsmanschette schiebe ich nach hinten:
Und reinige alles erstmal:
Hier bringe ich eine Richtmarkierung mit einem Edding auf. Denn wenn man Käfig, Innenring und Stummel nicht wieder so ansetzt wie es war, passt es nicht mehr zusammen:
Der Sicherungsring wird vom Stummel entfernt:
Jetzt ziehe ich den Stummel vom Gelenk ab:
Und reinige wieder alles (Die Kugeln können runterfallen - also aufpassen):
Die 6 Kugeln entnehme ich jetzt mit einem Magneten und kann dann den Käfig nach hinten schieben:
Entfernung des stirnseitigen Sicherungsrings:
Jetzt setze ich einen Holzklotz am Innenring an und treibe ihn mit einem Hammer vom Profil runter (über Kreuz schlagen - also immer mal umsetzen). Dann habe ich den Innenring und den Käfig frei:
Die Welle sollte man jetzt noch nicht sauber machen, da man das Fett noch benötigt. Denn darüber flutscht man dann den Dynamikdämpfer von der Welle runter. Man entfernt vorher noch die Schelle vom Dynamikdämpfer und zieht ihn dann runter (falls er zu fest sitzt, sprüht man etwas Silikonspray unter den Dämpfer). Hat man ihn runter, kann man die Welle schön reinigen:
Der Dynamikdämpfer der Welle sollte bei solch einer Aktion gleich mit erneuert werden, wenn er schon porös ausschaut. So wie hier z.B.:
Nun kann man ans Aussengelenk gehen. Hier auch wieder die Schellen entfernen:
Und Manschette abziehen und reinigen:
Nun die Sache mit dem Abtreiben des Aussengelenks. Also leider ist es wie gesagt sehr oft so, das man etwas dabei beschädigt. Daher empfehle ich auch nach wie vor, Achsmanschetten des Aussengelenks über das Innengelenk zu tauschen. Solltet ihr aber ein defektes Aussengelenk entfernen müssen, kann man es natürlich auch so tun, wie ich jetzt. Wenn man geübt ist, bekommt man das Aussengelenk heil und sogar ohne Schlagspuren an Welle oder Gelenk problemlos herunter. Man kann natürlich auch entsptrechendes Ausrückwerkzeug und Abziehwerkzeug nutzen - damit kann man zumindest das Risiko einer Beschädigung des Wellenprofils reduizieren. ALso entsprechender Gleithammer, Presswerkzeug mit Trennmesser, etc.
Ich setze einen Austreiber am stabilen Innenring des Gelenkes an und schlage 4 gezielte Kräftige Schläge auf den Innenring. Und auch hier wieder über Kreuz. Ich setze also 4 mal an anderen Stellen an:
Und dann bekommt man das Gelenk auch herunter:
Es gibt auch noch die Variante, wenn man eh ein neues Gelenk verbauen möchte, aber Angst hat, das Wellenprofil zu beschädigen, das man den Käfig mit einem Meissel einschlägt, zertrümmert und die Kugeln herausholt und anschliessend den Innenring abflext...nunja...geht auch...aber wie ich finde, nicht nötig.
Den alten Sicherungsring kann man abhebeln:
Dann kann man die Welle reinigen. Man sollte sich markieren, wo innen und aussen ist. Allerdings erkennt man es auch am Profil. Das Profil für das Innengelenk ist länger als für das Aussengelenk. Beim reinigen immer überall aufpassen, das man die Richtmarkierung, die man sich gesetzt hat, nicht wegwischt. Sollte man das alte Aussengelenk wieder verwenden, sollte man nicht unbedingt direkt den Bremsenreiniger in das Gelenk sprühen, sonst kann es verdünnen/vermengen. Denn man bekommt es eh nicht ganz sauber. Daher lieber nur mit einem Bremsenreiniger getränkten Tuch abwischen und reinigen:
Thema Achsmanschetten:
Die originalen Toyota Achsmanschetten für die Aussengelenke sind EXTREM robust und langlebig. Das liegt daran, das diese Manschetten nicht aus Gummi sind, wie bei vielen anderen Herstellern oder aus dem Zubehör. Sie sind aus TE (PEEST). Das ist ein thermoplastisches Elastomer. Genauer: Polyetherester. Es ähnelt mehr Kunststoff als Gummi. Das merkt man sehr gut, wenn man die Manschette innendrin mal anfasst. Man sieht es hier auch schön, das es eher Plaste ist:
Daher empfehle ich auch unbedingt einen originalen Achsmanschettensatz von Toyota, wenn ihr Wert auf Langlebigkeit legt. Die inneren Manschetten sind allerdings aus Gummi - allerdings sehr stabil. Aus "CR" Chloropren Kautschuk. Da am Innengelenk ja kaum Bewegung ist und erst recht keine Dehnung durch Lenkbewegungen wie am Aussengelenk, halten aber auch die inneren entsprechend lange. Es gibt n atürlich auch die beliebten Spriezmanschetten, die man mit einem Druckluftspreizer oder einem Kegel spreizen kann und man dafür weder Antrienbswelle ausbauen, noch das Gelenk abziehen muss. Aber die Langlebligkeit dieser Manschetten und auch der Klebemanschetten (sind offen und werden ums Gelenk gelegt und verklebt) kommt nicht an die der originalen heran.
Nun wieder rückwärts das ganze.
Hat man neue Manschetten, Sicherungsringe, Schellen und Fett kann man die Welle wieder zusammenbauen.
Es geht beim Aussengelenk los: Kleine Schelle und die Achsmanschette auf die Welle drauf und die Achsmanschette schonmal an den entsprechenden Anschlag ausrichten wo sie nacher befestigt wird:
Genau bis an diese Stelle wird sie geschoben:
Neuer Sicherungsring wird eingesetzt:
Nun ein kleiner Trick. Die jenigen, die schonmal ein Aussengelenk getauscht haben, wissen, was ich meine. Das Auftreiben des Gelenks kann durch den Sicherungsring manchmal schwierig sein. Manchmal verkantet er sich, manchmal rutscht er über die Nut.
Da gibt es einen Trick, mit dem man das alles verhindern kann. Man zieht eine Schlauchschelle über dem Ring leicht an, sodass er runtergedrückt wird, aber die Schelle noch bewegt werden kann:
Nun kann man nämlich das Gelenk gerade auf die Verzahnung ansetzen und das Gelenk wird dann die Schlauchschelle nach hinten verdrängen und dabei über den Sicherungsring rutschen.
Man treibt also das Gelenk mit einem Schonhammer oder einem Schutz (z.B. mit der Wellenmutter auf dem Gelenk) wieder auf die Welle (Nicht zu stark schlagen, da sonst das Gewinde gestaucht, also beschädigt werden kann):
Die Schlauchschelle schraubt man wieder ab:
Jetzt kann das Gelenk wieder mit Fett befüllt werden (das Gelenk immer ringsrum mit der Hand komplett einschmieren):
Zum Thema Fett....es könnte ja alles einfach sein...aber jeder Hersteller backt da halt seine eigenen Brötchen. Toyota liefert für seine Gelenke spezielle Fette mit. Und zwar für jedes Gelenk ein anderes. Für das Aussengelenk eine Sorte (schwarz) und für das Innengelenk ebenfalls eine spezielle Sorte (grau). Es gibt für die unterschiedlichen Gelenkbauarten auch die unterschiedlichsten Fette von Toyota. Gelb, schwarz, braun, garu, etc...
Hier mal ein Beispiel von verschiedenen OEM Toyota Gelenkfetten:
Das passende Fett ist aber in den Achsmanschettensätzen von Toyota mit dabei.
Das Aussengelenk wird mit dem schwarzen Fett befüllt. Und zwar zwischen 115-135 gramm. Einen Teil aufs Gelenk und schön verteilen, dabei auch ruhig etwas auslenken. Und den anderen Teil in die Manschette.
Dann kann die Achsmanschette mit den Schellen geschlossen werden. Entweder mit spezieller Oetiker Schellen Zange oder einer Kneifzange:
Nun gehts wieder ans Innengelenk: Als erstes aber den Dynamikdämpfer innen etwas mit Silikonspray einsprühen, auf die Welle schieben und mit einer Schelle befestigen:
Dann die kleine Schelle der Manschette und die Manschette selber auf die Welle stecken. Und auch der Käfig kann wieder drauf (mit der kleinen Seite Richtung Aussengelenk zeigend:
Jetzt wird der Innenring wieder auf das Profil getrieben. Aber vorher auf die Richtmarkierung ausgerichtet:
Erst soweit es geht mit einem Schonhammer:
Dann wieder mit einem Holzklotz:
Neuen Sicherungsring dran:
Nun werden die Kugeln wieder eingesetzt. Vorher einfetten, damit sie nicht wieder aus dem Käfig fallen, sondern daran kleben bleiben. Der Käfig ist auch wieder auf die Richtmarkierungen ausgerichtet:
Schonmal etwas von dem grauen Fett an die Wände des Stummels schmieren und auch schonmal auf das Gelenk:
Jetzt kann man den Stummel auch wieder mit der Ausrichtung auf dem Strich ansetzen und das ganze Gelenk flutscht wieder hinein:
Neuen Sicherungsring einsetzen:
Und mit dem grauen Fett befüllen. 100-120 gramm. Einen Teil wieder ums Gelenk, und einen Teil in die Manschette:
Manschette an den Anschlag ausrichten, wo sie befestigt wird:
Und beide Schellen wieder festziehen:
Damit wäre sie dann wieder komplett:
Der Einbau sollte selbsterklärend sein. Der Sicherungsring auf dem Stummel sollte erneuert werden und das Profil sollte man leicht mit Fett bestreichen, bevor man es wieder ins Radlagergehäuse steckt. Drehmoment der Wellenmutter ist 216Nm.
Die Beifahrerseite kommt wie gesagt die Tage.
Noch ein paar Teilenummern der Kleinteile:
Wellenmutter: 90177-22001
Sprengring Innengelenk zum Getriebe: 90521-27005
Sicherungsring (Seeger-Ring) Welle innen stirnseitig: 90520-25034
Sprengring gross Innengelenk: 90521-79001
Dynamikdämpfer: 43474-12080 (teuer 70 EUR)
Gruß
Ben
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